Wissenswertes - 04. Grundsätzliche Strategie

Handball ist eine Sportart, bei der zwei Mannschaften mit je sieben Spielern (sechs Feldspieler und ein Torwart) gegeneinander spielen. Das Ziel des Spiels besteht darin, den Handball in das gegnerische Tor zu werfen und damit ein Tor zu erzielen. Es gewinnt die Mannschaft, die nach Ablauf der Spielzeit (zweimal 30 Minuten; bei Jugendmannschaften kürzere Spielzeiten) die meisten Tore erzielt hat.

Neben dem Hallenhandball (meist abgekürzt Handball genannt) gibt es noch zwei weitere Varianten: den früher wesentlich häufiger gespielten Feldhandball und den Beachhandball, der sich wachsender Beliebtheit erfreut.

Grundsätzliche Strategie

Beim Handball bewegen sich bei normalen Angriffen alle Feldspieler in die Hälfte der verteidigenden Mannschaft. Beim schnellen Umschalten nach Ballgewinn aus der Deckung heraus gewinnt die erste Welle (beim Tempogegenstoß) heutzutage aber immer mehr an Bedeutung. Bei diesem Angriff wird meist über die beiden Außenpositionen oder über vorgelagerte, offensive Abwehrspieler versucht, mit wenigen Spielern eine kurzzeitige Überzahlsituation zu schaffen und so zu einfachen Torerfolgen zu gelangen. Ist die erste Welle nicht erfolgreich bzw. können die Konterspieler nicht angespielt werden, greift die zweite Welle: die verbleibenden Spieler organisieren den Ballvortrag, wieder mit dem Ziel, sich gegenüber der meist noch in der Rückwärtsbewegung befindlichen abwehrenden Mannschaft Überzahlsituationen zu verschaffen. Weitere Varianten des schnellen Angriffsspiels sind der schnelle Anwurf nach einem Torerfolg der gegnerischen Mannschaft - Schnelle Mitte genannt - und die dritte Welle - meist eine standardisierte Angriffskonzeption nach dem Ballvortrag gegen die gerade formierte Deckung. Die Taktik der Schnellen Mitte hat seit der Saison 2022/23 durch die Einführung der Anwurfzone noch mehr an Bedeutung gewonnen, da das Spiel noch schneller wird und die Ausführung des Anwurfs für die angreifende Mannschaft einfacher wird.

    Zur Unterscheidung der Wellen wird die Position der Verteidigung herangezogen:
  • In der ersten Welle befinden sich alle Abwehrspieler noch auf dem Weg zu ihren Abwehrpositionen, sie bewegen sich noch auf ihr Tor zu.
  • In der zweiten Welle haben sich einige Abwehrspieler an ihrem Kreis mit ihrer Körpervorderseite in Richtung der Angreifer gedreht und sind bereit, aus dieser Position auf die Aktionen der Angreifer zu reagieren.
  • In der dritten Welle sind alle Abwehrspieler zur Abwehr bereit, jedoch noch nicht auf der von der Taktik her vorgesehenen Position.

Verteidigung und Angriff

Die Verteidiger (Abwehrspieler) bilden aufgrund der Topographie des Spielfelds in der Regel eine Zonendeckung vor dem Wurfkreis. Es gibt eine Vielzahl von Varianten dieser Zonendeckung entsprechend den unterschiedlichen Angriffsstrategien der Angreifer. Die Zonendeckung führt ebenfalls zu einer starken Spezialisierung der Spieler. In der Regel unterscheidet man bei den Angriffsspielern die Außenspieler (Linksaußen [LA] und Rechtsaußen [RA]), Rückraumspieler (Rückraumlinks [RL], Rückraummitte [RM], Rückraumrechts [RR]) und den Kreisläufer (Kreismitte [KM]). Zur besseren Unterscheidung bei Ansprachen, Trainingsskizzen usw. werden die entsprechenden Abwehrspieler unterteilt in die Außenspieler (Außenlinks [AL] und Außenrechts [AR]), Halbspieler (Halblinks [HL] und Halbrechts [HR]) und Mittelblock (Innenlinks [IL] und Innenrechts [IR]). Abweichungen davon ergeben sich durch die Struktur der gewählten Verteidigung.

Zudem gibt es durch die schnelle Wechselmöglichkeit (ohne Anmeldung, beliebig oft) die Chance, spezialisierte Angriffs- und Abwehrspieler einzusetzen.

Die Angreifer versuchen entweder durch Einzelaktionen oder durch gruppen- bzw. mannschaftstaktische Angriffskonzeptionen einen Spieler in eine günstige Wurfposition zu bringen und ein Tor zu erzielen.

Die zwei gebräuchlichsten Deckungsvarianten sind 6-0 (die Grundposition aller Spieler ist direkt am Wurfkreis) und 5-1 (der mittlere Abwehrspieler ist vorgezogen). Eine weiterhin verbreitete Deckungsvariante ist die 3-2-1-Deckung. Daneben gibt es noch die 4-2-Deckung, bei der zwei Abwehrspieler vor der Deckung meist gegen den rechten sowie linken Rückraumspieler (RR und RL) agieren. Selten sind die 3-3-Deckung (mit drei vorgezogenen Abwehrspielern), die 1-5-Deckung, bei der alle Spieler bis auf den Gegenspieler des Kreislääufers vorgezogen sind, und die offene Manndeckung, die gelegentlich bei sehr engen Spielständen in den letzten Minuten eines Spiels angewandt wird. Oft praktiziert wird auch eine einzelne Manndeckung gegen herausragende Angriffsspieler einer Mannschaft, was jedoch dazu führt, dass die verbleibenden 5 Abwehrspieler jeweils mehr Raum zu verteidigen haben. Häufig wird diese Art der Deckung auch in Überzahl angewendet, wenn ein gegnerischer Spieler eine 2-Minuten-Strafe absitzt. Allen Deckungsvarianten ist gemeinsam, dass oft versucht wird, bei Würfen der Rückraumspieler ein Zusammenspiel zwischen Torwart und Deckungsblock zu erreichen. So ist es Aufgabe des Deckungsblocks, den Wurf auf eine Seite des Tores zu verhindern, und der Torwart übernimmt dann die andere Seite.

Obwohl es sich also meist um eine Zonenverteidigung handelt, ist der entscheidende Punkt die Zuordnung jedes Angreifers zu den Abwehrspielern. Mit den Angriffskonzeptionen wird versucht, die Zuordnung zu stören, Abspracheprobleme beim Übergeben/Übernehmen von Angriffsspielern in der Deckung zu erzwingen und so eine Überzahlsituation zu schaffen, in der ein Angreifer möglichst ungehindert zum Torwurf gelangt. Wurfstarke Rückraumspieler haben, wenn sie ungestört auf das Tor werfen können, immer eine sehr gute Torchance. Im Gegensatz zu den meist wurfgewaltigen Rückraumspielern sind Außen- und Kreisspieler in der Regel variantenreicher, was das Wurfrepertoire angeht, und darauf trainiert, auch noch aus sehr spitzen und damit ungünstigen Winkeln den Ball im Tor unterzubringen, wenn sie zu einem Sprungwurf in den Torraum kommen.

Im Jugendhandball bis einschließlich zur C-Jugend muss eine offensive Deckung (1-5, 2-4 o. ä.) praktiziert werden. In vielen Landesverbänden gibt es Regelungen, dass die Jugendspieler bis zur E-Jugend nur zwei- oder dreimal dribbeln dürfen und dann abspielen müssen. Diese Maßnahmen sollen zu einer besseren Entwicklung der individuellen Stärken aller Spieler beitragen sowie Verbesserungen im Bereich der Motorik erzielen.

Passives Spiel

Diese Spielweise - häufig auch als Zeitspiel bezeichnet - ist beim Handball laut IHF-Regelwerk untersagt. Das bedeutet, dass eine Mannschaft, die keinen erkennbaren Drang zum Tor aufbaut bzw. keine Anstrengungen unternimmt, ein Tor zu erzielen, durch den oder die Schiedsrichter per Handzeichen (Hand wird gehoben, passives Vorwarnzeichen) ermahnt wird. Stellt sich daraufhin keine Besserung ein, haben die Schiedsrichter die Möglichkeit, den Angriff der passiv spielenden Mannschaft abzubrechen, so dass die verteidigende Mannschaft einen Angriff einleiten kann.

Diese Regel macht den Sport für die Zuschauer schneller und attraktiver, da es kaum torabschlusslose Phasen gibt. Allerdings gibt die Auslegung dieser Regel immer wieder Anlass zu Diskussionen, denn es bleibt im Ermessen der Schiedsrichter, ab wann der Druck aufs Tor zu gering ist und als passiv geahndet werden kann. Als Erfahrungswert gilt eine Angriffsdauer von etwa 30 bis 45 Sekunden bis zum Anzeigen des Vorwarnzeichens durch die Schiedsrichter. Unmittelbar nach dem Anzeigen des passiven Vorwarnzeichens bleiben der angreifenden Mannschaft maximal vier Pässe bis zum Abpfiff durch den oder die Schiedsrichter. Durch eine progressive Strafe eines Spielers der abwehrenden Mannschaft (Gelbe Karte, 2-Minuten Strafe oder Rote Karte) oder einen Torwurf der in Ballbesitz befindlichen Mannschaft, welche vom Tor oder dem Torwart zurück zu der Mannschaft gelangt, wird das Zeitspiel wieder aufgehoben.

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